Das Topknot Magazin wurde im Sommer 2015 von den Kommunikationsdesignerinnen Tina Tenkmann und Laura Lindemann ins Leben gerufen und widmet sich modernen und kreativen Frauen, die sich in den Bereichen Design, Kunst, Mode oder Architektur selbstständig gemacht haben. Ich freue mich sehr, dass ich ein Teil der allerersten Ausgabe vom Topknot Magazin sein durfte.
Sharokina, welch schöner und fremder Name. Kein Wunder, dass du auch gleich dein Label so genannt hast. Wo liegen eigentlich deine Wurzeln?
Danke! Geboren und aufgewachsen bin ich im Saarland, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Saarbrücken. Das ist auch die Heimat meiner Mutter. Mein Vater kommt gebürtig aus dem Iran, er ist aber assyrischer Abstammung und auch mein Name stammt aus dem Alt-Assyrischen.
Hast du von kleinauf immer schon gerne genäht? Oder wie bist du überhaupt zum Handwerk gekommen?
Ich habe mich schon immer sehr für Mode, Design und Kunst interessiert, mit dem Nähen habe ich allerdings tatsächlich erst nach dem Abi angefangen. Für mein Modedesignstudium brauchte ich ein dreimonatiges Vorpraktikum und das habe ich bei einer guten Maßschneiderin gemacht, bei der ich von Anfang an viel Verantwortung bekam und super auf das Studium vorbereitet wurde.
Taschen stehen bei dir im Vordergrund. Und die Ikone unter ihnen scheint die Tote Bag zu sein. Ist das die Art von Tasche, die du selbst am liebsten trägst?
Ja auf jeden Fall. Ich finde diese Art von Tasche einfach unglaublich praktisch weil so viel hinein passt und hinsichtlich des Designs hat man dank der großen Fläche auch viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Deine Arbeiten sind alle aus Leder gefertigt. Was liebst du so sehr an diesem Material?
Leder ist ein wahnsinnig sinnliches Material! Nicht nur Optik und Haptik begeistern mich immer wieder aufs Neue, auch der Duft von gutem Leder ist einfach etwas ganz Besonderes. Außerdem ist es total strapazierfähig und gleichzeitig pflegeleicht und bietet hinsichtlich der Verarbeitung ganz viele Möglichkeiten: Man kann es prägen, formen, einschneiden, gravieren – man kann so viel damit machen, was mit anderen Materialien einfach in der Form nicht möglich ist. Und vor allem wenn es um Oberflächenbearbeitung geht, könnte ich mir kein spannenderes und vielseitigeres Material für eine Tasche vorstellen.
Einige der Lederarbeiten sind mittels Lasercut graviert. Welche Elemente und Veredlungen finden sich noch in deinen Accessoires wieder?
Ich versuche immer, die Eigenschaften zu nutzen, die mir das Material von Natur aus bietet. Wie gesagt besitzt Leder den Vorteil, dass man es zerschneiden kann, ohne dass die Kanten ausfransen (so wie es bei Gewebe oder Maschenware der Fall ist). Daher nutze ich gerne Schnitte, um besondere, dreidimensionale Strukturen zu erzeugen. Zum Beispiel habe ich bei der Plica
Steady Tote ganz viele Streifen ins Leder geschnitten, die ich dann einmal um ihre eigene Achse gedreht habe. Dadurch kommt das dahinterliegende Material zum Vorschein und es entsteht ein aufregender, dreidimensionaler Effekt. Oder bei der Hybrid Bag habe ich Leder mit einem 3D-gedruckten Armreif kombiniert und so mit der Grenze zwischen Produkt und Schmuck gespielt.
Fertigst du auch Auftragsarbeiten an?
Das habe ich in der Vergangenheit hin und wieder gemacht, möchte mich aber jetzt davon lösen. Ich habe beispielsweise eine Macbooktasche angefertigt oder verschiedene Businesshüllen. Ich habe auch sehr oft passgenaue Handyhüllen angefertigt. Letztendlich möchte ich aber keine Dienstleistung anbieten, sondern eigene Produkte nach meinen Vorstellungen herstellen.
Mich reizt 3D-Druck nach wie vor sehr. Diese Technik ist im Schmuckdesign und mittlerweile auch in der Mode sehr verbreitet, aber in der Kombination mit Leder und Taschen sind mir kaum Beispiele bekannt. Ich finde es total spannend, diese moderne Technik mit dem Lederhandwerk zu verbinden.
Frauen und Taschen – eine wohl niemals endende Liebesgeschichte. Was glaubst du? Worin liegt die Faszination für dieses Accessoire begründet?
Ich denke eine der größten Stärken einer Tasche liegt darin, dass sie unabhängig von der Körperform funktioniert. Es ist völlig egal welche Konfektionsgröße man trägt – eine Tasche passt immer und macht daher im Gegensatz zu Bekleidung auch die größten Gewichtsschwankungen mit. Außerdem werden Ledertaschen mit dem Tragen immer schöner und mit einer Tasche kann man einem Outfit den letzten Schliff verpassen – wie mit Schmuck, nur eben zusätzlich um eine Funktion erweitert: Man kann in ihr auch noch alles Benötigte mit sich herumtragen, was will man mehr?
Könntest du dir auch vorstellen eine Unisex- Tasche zu entwerfen, die für Frauen und Männer gleichermaßen funktioniert? Oder ist es dir wichtig, dass deine Taschen feminin bleiben?
Eigentlich sind meine Taschen und Hüllen schon für Frauen gedacht – zumindest bisher. Aber es kaufen auch überraschend viele Männer meine Produkte. Von daher bin ich für alles offen, auch für eine Unisex-Tasche!
Wenn man deine Tasche jetzt ausschütten würde, was fände man darin?
Neben den Klassikern wie Portemonnaie, Handy und Schlüssel hab ich momentan in meiner Tasche: Stecknadeln, Studentenfutter, zwei Kullis, Kaugummis, einen USB-Stick, mein Skizzenbuch – da ich meine Ideen aber meistens als Text festhalte sind darin mehr Worte als Skizzen – und ein paar Kassenbons. Also eigentlich gar nicht so viel. Da ich meine Tasche oft wechsle, miste ich dabei automatisch immer wieder aus, so dass ich meistens nur das dabei habe, was ich wirklich brauche.
An wem würdest du eine Sharokina Tasche gern sehen?
Ich freue mich immer, wenn meine Taschen von Frauen getragen werden, die ihren eigenen Stil haben und diesen durch die Tasche unterstreichen. Das sind meistens Frauen, die auf jeden Fall trendbewusst sind, aber gleichzeitig auch viel Wert auf gute Qualität und Verarbeitung legen, immerhin sollen meine Taschen für sie zu Lieblingsstücken werden, an denen sie ganz lange Freude haben.
Du hast derzeit ein kleines Studio in Düsseldorf und jetzt im Sommer machst du deinen Masterabschluss. Was kommt als nächstes für dich?
Nach dem Abschluss will ich mich voll und ganz auf den Ausbau meines Labels konzentrieren, also in erster Linie ganz viele neue Produkte entwerfen und diese dann in meinem Shop anbieten, der im Juli online gehen soll.